Unzählige unvollendete Märchen nimmt Dr. Michael Küchle mit in seinen Ruhestand. Zum Jahreswechsel räumt der Vollblut-Mediziner endgültig sein Büro in den Wertachkliniken. Nachdem er 2017 als Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin in Ruhestand gegangen ist, übergibt er nun auch sein Amt als Ärztlicher Direktor an seine Nachfolgerin Dr. Marleen Pfeiffer.
30 Jahre stand Dr. Michael Küchle in Diensten des Schwabmünchener Krankenhauses und seiner Patienten, zunächst als leitender Anästhesist, nach drei Jahren als Chefarzt und bald auch als Ärztlicher Direktor. Dr. Michael Küchle hat die Anästhesie und Intensivmedizin als eigene Abteilung in Schwabmünchen aufgebaut und beständig ausgebaut. Er war aktiv an der Fusion der beiden Städtischen Krankenhäuser Bobingen und Schwabmünchen beteiligt, und seit dem Zusammenschluss der Häuser auch Ärztlicher Direktor der Wertachkliniken.
Damit stand der engagierte Anästhesist und Intensivmediziner seinen Patienten nicht nur in OP und Krankenzimmer zur Seite, sondern auch als medizinischer Berater der Geschäftsführung. Er vertrat als Ärztlicher Direktor die ganze Medizin, also die verschiedenen Fachbereiche und die Pflege. „Nach dem Zusammenschluss übertrugen die Träger mehr Aufgaben der Verwaltung an die Klinikleitung und damit bekam auch der ärztliche Direktor mehr Verantwortung im operativen Geschäft“, erinnert sich Küchle.
Er war fortan stärker in die strategische Entwicklung der Wertachkliniken integriert, musste Verfahrensanweisungen aus medizinischer Sicht beurteilen und abwägen, was ökonomisch und politisch machbar, vor allem aber medizinisch sinnvoll war. Als Moderator saß er in verschiedenen Kommissionen und Ausschüssen, von der Hygiene bis zur Arbeitssicherheit. Und er war Beirat des Verwaltungsrates.
“Auch in der Zukunft sehe ich die Wertachkliniken als wesentlichen Bestandteil einer umfassenden, höchstqualifizierten und patientennahen medizinischen Versorgung“, sagt Küchle. Die größte Herausforderung sei dabei, die Lösungen zu finden, die die Wertachkliniken im Netzwerk der medizinische Versorgung des Landkreises auch künftig an zentraler Stelle einbinden und so ihre Leistungsfähigkeit sicherstellen - nicht nur aus ökonomischer Sicht, sondern vor allem mit Blick auf die gute medizinische Versorgung der Bevölkerung im südlichen Augsburger Landkreis.
Klinikvorstand Martin Gösele zieht eine rundum positive Bilanz seiner fast 10-jährigen Zusammenarbeit mit Dr. Küchle. „Es war immer eine äußerst gute, vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit,“ bedankt sich Gösele zum Abschied. „Dr. Küchle hat als Ärztlicher Direktor maßgeblichen Anteil an der bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichte der Wertachkliniken und hat die Unternehmenskultur durch seine herausragende emphatische Persönlichkeit geprägt“, ergänzt der Vorstand.
Dr. Küchle war als Arzt und Ärztlicher Direktor immer auch ein Anwalt der Patienten, sagt er selbst. Darüber hinaus vertrat er die Interessen der Kolleginnen und Kollegen, der Ärzteschaft und der Pflege. Für ihn stehe der Mensch immer im Mittelpunkt, bescheinigt ihm nicht nur Klinikvorstand Gösele, sondern auch seine Kolleginnen und Kollegen.
So auch Dr. Anselm Sellier, Chefarzt der Kardiologie. Er hat über 20 Jahre mit Dr. Küchle zusammengearbeitet und schätzt ihn sehr: „Er war für mich von Anfang an, in Rat und Tat, ein verläßlicher Kollege. Dr. Küchle war einer der Väter der Wertachkliniken und die Zusammenarbeit mit ihm war nicht nur kollegial, sondern vielmehr freundschaftlich. Wir haben in den Wertachkliniken viel schönes miteinander erlebt.“
Beinahe schon legendär sind die vielen unvollendeten Märchen, die Küchle den Kindern im OP erzählte, bis die Narkose einsetzte. Dass auch die anwesenden Chirurgen den Erzählungen gespannt lauschten und erst das Ende der Geschichte anhörten, bevor sie mit der Operation begannen, stimme so nicht, sagt er „Nur meine eigenen Kinder kennen das Ende von einigen Geschichten, deren Anfang ich mir im OP ausgedacht habe,“ versichert Küchle: „Zum Beispiel die von der Maus und dem Adler, die gemeinsam zum Skifahren geflogen sind. Aber die meisten Geschichten enden in dem Moment, in dem die kleinen Patienten eingeschlafen sind und wurden nie vollendet.“ Und ob der vielseitig interessierte und engagierte Schwabmünchner im Ruhestand die Zeit findet, die zahlreichen Märchen zu vollenden, weiß er selbst noch nicht …
