Unfälle, Fehlstellungen und übermäßige Belastungen des Kniegelenkes können auch bei jüngeren Menschen bereits Verschleißerkrankungen hervorrufen. Oft führt eine konservative Therapie wie Krankengymnastik oder Spritzen in das Gelenk bereits zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden. Wenn derartige konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann durch gelenkerhaltende Eingriffe oder auch eine Gelenkprothese in den allermeisten Fällen eine hohe Lebensqualität erreicht werden. Dr. Teufel, Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und spezielle orthopädische Chirurgie und Kooperationspartner der Wertachkliniken im Endoprothetikzentrum in Bobingen, informiert in einer Telefonsprechstunde der Wertachkliniken über Therapiemöglichkeiten bei Verschleißerkrankungen des Kniegelenks.
Was passiert beim Gelenkverschleiß im Knie und wann tut es weh?
Dr. Teufel: Beim Gelenkverschleiß werden die Knorpelschichten in den Gelenken immer dünner bis am Ende kein Knorpel mehr vorhanden ist. Mediziner sprechen bei übermäßigem Verschleiß von einer Arthrose. Die Knorpelschichten verringern bei der Beugung des Knies die Reibung der Knochen im Gelenk. Fehlen sie, nimmt die Reibung zu und es kann zu einer Entzündungsreaktion der Gelenkschleimhaut und zu Flüssigkeitsansammlungen im Gelenk kommen. Beides bereitet zum Teil sehr starke Schmerzen. Aber es gibt heute zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten, um die Beschwerden zu lindern.
Jeder Mensch altert, aber nicht alle haben Gelenkschmerzen. Woher kommt das?
Dr. Teufel: Unfälle, Fehlstellungen und übermäßige körperliche Belastung, beispielsweise durch Übergewicht, begünstigen die Entwicklung einer Arthrose. Außerdem hat man eine familiäre Häufung bezüglich der Ausbildung einer Arthrose festgestellt. Eine wichtige Rolle spielt auch das individuelle Schmerzempfinden. Es gibt Menschen mit einer bereits fortgeschrittene Arthrose, die nur wenig in ihrer Aktivität und Lebensqualität eingeschränkt sind und kaum Schmerzen verspüren. Eine fortgeschrittene Arthrose lässt sich meist durch Röntgenaufnahmen des Kniegelenks in zwei Ebenen gut diagnostizieren.
Muss das Knie operiert werden, wenn man starke Schmerzen im Knie hat, oder gibt es auch konservativen Behandlungsmöglichkeiten?
Dr. Teufel: Zunächst versucht man die Schmerzen mit konservativen Therapien in den Griff zu bekommen. Physiotherapeutische Maßnahmen wie Krankengymnastik und manuelle Therapie verschaffen oft eine Linderung der Beschwerden und verbessern die Beweglichkeit. Außerdem kann der Arzt bis zu 50 Einheiten Reha Sport verschreiben oder eine ambulante Reha Maßnahme einleiten. Manche Krankenkassen bieten auch spezielle Trainingstherapien zur Vermeidung einer frühzeitigen Versorgung durch eine Gelenk Prothese an.
Außerdem können verschiedene Spritzen in das Gelenk injiziert werden. Es gibt entzündungshemmende Cortisonpräparate und Präparate zum Knorpelaufbau wie Hyaluronsäure und Platelet Rich Plasma (PRP), womit eine gewisse Knorpelregeneration erreicht werden kann.
Was kann man machen, wenn diese Maßnahmen nicht helfen?
Sollten die konservativen Therapien keinen oder keinen ausreichenden Erfolg mehr haben gibt es verschiedene Möglichkeiten der operativen Versorgung. Wenn eine Meniskusproblematik im Vordergrund steht, kommen arthroskopische, also minimalinvasive Eingriffe zum Einsatz.
Wenn eine fortgeschrittene Schädigung des Gelenkes vorliegt, gibt es gelenkerhaltende Eingriffen wie eine Umstellungosteotomie zur Korrektur der Beinachse oder gelenkersetzende Eingriffe mit eine Endoprothese. Das heißt, nach einer individuellen Beratung wird das Kniegelenk teilweise oder vollständig ersetzt. Man unterscheidet dabei den Oberschenkel- und den Unterschenkelanteil. Die kleinste Variante ist ein einseitiger Oberflächenersatz, eine sogenannte Monoschlittenprothese. Bei einem kompletten Oberflächenersatz spricht am von einer Doppelschlittenprothese (DSP). Und in seltenen Fällen kommt eine künstliche Kniescheibe zur Anwendung.
Solle man also Bewegung vermeiden, um die Abnutzung des Kniegelenks zu verringern?
Dr. Teufel: Für die Gesundheit eines Gelenks ist eine regelmäßige Betätigung ohne starke Belastung, also beispielsweise Nordic Walking und Radfahren sowie ein moderates Krafttraining vorteilhaft, damit die Muskulatur trainiert und die Gelenkschmierung optimiert wird. Das führt oft schon zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden. Auch ein normales Körpergewicht und eine gesunde Ernährung können den Verlauf einer Arthrose günstig beeinflussen.
Verschleißerkrankungen des Kniegelenks
Telefonsprechstunde am 19. Mai 2021 von 14 bis 15.30 Uhr
mit Dr. Matthias Teufel,
Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und spezielle orthopädische Chirurgie und Kooperationspartner der Wertachkliniken im Endoprothetikzentrum in Bobingen, Tel. 08232 508 504