Wenn Physiotherapie und Medikamente die Schmerzen im Rücken nicht mehr ausreichend lindern, muss nicht immer gleich operiert werden. Liegen keine gravierenden Lähmungen vor, kann eine Injektionstherapie helfen. Wirbelsäulenspezialist Prof. Dr. Cakir, Chefarzt der Wertachkliniken, erklärt, was eine Spritzenbehandlung ist und wann sie sinnvoll ist.
Was genau ist eine Injektionsbehandlung?
Prof. Cakir: Bei einer Injektionsbehandlung werden mit Hilfe einer Nadel medizinische Wirkstoffe direkt an dem Ort platziert, an dem der Schmerz entsteht. Dabei kommt entweder ein einfaches Lokalanästhetikum zum Einsatz, wie es auch bei Platzwunden verwendet wird, oder man benutzt ein Lokalanästhetikum mit einem zusätzlichem Wirkstoff, beispielsweise ein cortisonhaltiges Präparat. Durch die direkte Infiltration des Ortes, wo der Schmerz entsteht, kann das Medikament auch genau dort wirken, wo man es braucht und erzielt deshalb oft ein positives Ergebnis.
Wo genau im Rücken werden diese Wirkstoffe eingesetzt?
Prof. Cakir: Mit der Injektionstherapie kann man verschiedene Strukturen infiltrieren. Das sind zum einen die Gelenke der Wirbelsäule, die sogenannten Facettengelenke, aber auch das ISG Gelenk ganz unten am Steißbein. Zum anderen kann man mit einer speziellen Nadel auch die nervalen Strukturen erreichen, also beispielsweise die Nervenwurzeln. Man kann aber beispielsweise auch eine Injektion direkt im Spinalkanal setzen, also dort, wo das Rückenmark verläuft.
Wann sind Injektionsbehandlungen sinnvoll? Und wann nicht?
Prof. Cakir: Injektionsbehandlungen sind nur eine von vielen verschiedenen möglichen Therapien gegen Rückenbeschwerden. Und sie sind tatsächlich nicht immer sinnvoll. Massive Ausfallerscheinungen, also beispielsweise Lähmungen, zwingen den behandelnden Arzt häufig zu einem zeitnahen Handeln, in den allermeisten Fällen eine Operation. Ausserdem darf in potentiell infizierte Gebiete keine Injektion gesetzt werden. Ganz allgemein muss mit den Patienten selbstverständlich auch offen über mögliche Komplikationen gesprochen werden. Diese variieren erheblich, je nach dem, wo die Spritze gesetzt werden soll. Trotzdem gilt bei entsprechenden Befunden, wenn also die Schmerz-Symptome und die bildgebenden Befunde zusammenpassen, und wenn gleichzeitig Medikamente und Physiotherapie nicht oder nicht mehr die gewünschten Ergebnisse erzielen, dann ist die Injektionsbehandlung eine sinnvolle Behandlungsoption.
Wie genau läuft eine Spritzenbehandlung ab?
Prof. Cakir: Nach einer umfassenden Aufklärung über die Injektion und ihre möglichen Risiken muss auch noch eine mögliche Blutverdünnung abgeklärt werden. Bei einer medikamentösen Blutverdünnung sollte eine Injektion erst dann durchgeführt werden, wenn das Medikament vorher entsprechend pausiert wurde. Die Infiltration, also die Gabe des Wirkstoffs mit einer Spritze direkt an die schmerzgebende Stelle, wird dann durchgeführt, wenn der Patient entsprechend platziert und das Areal desinfiziert ist. Der Behandler setzt unter sterilen Bedingungen die Nadel an die gewünschte anatomische Stelle und spritzt gemäß der Injektionsart mehrere Milliliter des entsprechenden Wirkstoffes. Die Injektion wird je nach Lokalisation zum Teil mit Hilfe eines Röntgengerätes durchgeführt, damit der behandelnde Arzt die genaue Positionierung der Injektionsnadel am Bildschirm beobachten kann. Abhängig von der Art der Infiltration sind Patienten anschließend sofort wieder voll belastbar oder aber sie müssen stationär im Krankenhaus bleiben und über mehrere Stunden eine Bettruhe einhalten.
Spritzenbehandlung von Rückenschmerzen
Telefonsprechstunde am 28. April2021 von 14 bis 15.30 Uhr
mit Prof. Dr. Balkan Cakir,
Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie der Wertachkliniken,
Tel. 08234 81 336